Seit vielen Jahren initiiert der Verein PAuLA anlässlich des Weltfrauentrags (08.März) und ONE BILLION RISING (14.02.) immer wieder verschiedene Aktionen in Oberkirch:
ARZ: Wie wichtig ist der Weltfrauentag heute noch?
Woelki: Die luxemburgische EU Kommissarin Viviane Reding hat einmal gesagt:
" Solange wir einen Frauentag feiern müssen, bedeutet das, dass wir keine Gleichberechtigung haben. Das Ziel ist die Gleichberechtigung, damit wir solche Tage nicht mehr brauchen."
ARZ: Hat die Bedeutung Ihrer Meinung eher ab- oder zugenommen?
Woelki: Gobal betrachtet hat die Bedeutung zugenommen. Es geht um Solidarität mit Frauen aus Ländern wo viele Rechte, die für uns inzwischen selbstverständlich sind , erst
erkämpft werden müssen. Es geht um Ausbeutung von Arbeitskräften. Man denke nur an die Näherinnen in den Textilfabriken in Bangladesch oder China.
Und wenn man die aktuelle Situation in der Welt betrachtet, wären Frauen auch die besseren Friedensstifterinnen - und zwar aus dem einfachen Grund : Frauen kriegen Kinder, sie übernehmen die
Erziehung , sie halten Familien und Gemeinden zusammen. Sie versuchen Sie Gewalt zu vermeiden, sie wissen was auf dem Spiel steht. Deshalb wäre es wichtig und dringend, dass Frauen weltweit
mehr in Regierungen und Parlamenten vertreten sind.
ARZ: Woran sollte am Weltfrauentag besonders erinnert werden?
Woelki: Auch in Deutschland ist wirtschaftliche Unabhängigkeit noch ein entferntes Ziel von Gleichberechtigung. Noch trifft Frauen hauptsächlich Altersarmut. Die Renten
von Frauen sind um ca. 40 Prozent geringer als die der Männer. Alleinerziehende Frauen sind stärker von Armut betroffen. Niedrige Löhne, Teilzeit, mehrere Minijobs, eingeschränkte
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ...Laut Bundesarbeitsministerin beträgt der Einkommensunterschied 22 Prozent. Dies hängt auch mit der Wertigkeit der Arbeit zusammen. Soziale Berufe,
pflegerischen Berufe etc. sind unterbezahlt .
Was würde passieren, wenn Frauen nicht mehr bereit wären zu diesen Bedingungen zu arbeiten, welche Auswirkungen hätte dies auf die Gesellschaft? Hier ist ein Wertewandel
notwendig.
Es darf nicht sein, dass die Arbeit im Wirtschafts- und Finanzsystem mehr wert ist als die Bildung und Erziehung unserer Kinder und die Pflege unserer Alten.
16.02.2016 Acher-Rench-Zeitung
Artikel in der Acher-Rench-Zeitung