Ökologisch leben

“SoLaVie” am 04. April im “Pfauen”

Der Verein Paula beschäftigt sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit dem Thema Ernährung und dem Erhalt regionaler bäuerlicher Landwirtschaft, zuletzt mit Filmvorträgen in der Mediathek und wieder im Juni bei den Nachhaltigkeitstagen.

 

Ein ganz konkretes und in der Ortenau einmaliges Beispiel nachhaltiger Bewirtschaftung stellt am Montag den 04. April der Verein „SoLaVie“ im Gasthaus „Pfauen“ in Oberkirch mit seinem Ansatz einer Solidarischen Landwirtschaft vor.

 

Im Konzept der Solidarischen Landwirtschaft wird ein landwirtschaftlicher Betrieb gemeinsam von einer Gruppe von Menschen getragen. Der Hof produziert die Lebensmittel nicht mehr für den Markt, sondern für einen festen Kreis von Mitgliedern. Alle teilen sich die damit verbundene Verantwortung, das Risiko, die Kosten und die Ernte.

 

Ziel des 2014 gegründeten Vereins mit mittlerweile 150 Mitgliedern ist eine ökologische, klimagerechte und soziale Landbewirtschaftung sowie die Förderung von regionaler und saisonaler Ernährung. Aus Sicht des Vereins stellt diese Form des Landbaus einen Gewinn für alle Beteiligten, für die Mitglieder, die Landwirte, die Umwelt und für die Region dar.

 

“Solavie – solidarisch landwirtschaften & leben” startete diesen Monat in seine erste Anbausaison.

Im Mai werden die beiden angestellten Biogärtnerinnen das erste solidarisch produzierte Gemüse für diejenigen Mitglieder ernten können, die einen der Ernteanteile gezeichnet haben.

 

Noch auf dem Anbaugelände des früheren Bio-Betriebs von Heinz Roth in Altenheim wird die Ernte gewogen, in Kisten verpackt und an fünf dezentrale Verteilpunkte in der mittleren Ortenau gebracht, wo die Erntekiste schließlich einmal pro Woche abgeholt werden kann.

 

Ernteabnehmer aus Oberkirch haben sich zusammengeschlossen, so dass auch für Renchtäler Interessenten die Möglichkeit besteht, an solidarischer Landwirtschaft teilzuhaben.

Weitere Ernteanteile für das laufende Jahr können laut “Solavie” noch gezeichnet werden.

 

Alle Interessenten an der Idee der Solidarischen Landwirtschaft erhalten am Montag, 19:30 Uhr im „Pfauen“ nähere Informationen.


“SoLaVie” - krumme Gurken in Oberkirch


 

IMG_6684Immer mehr kleine Bauernhöfe geben auf. Gleichzeitig bewirtschaften immer mehr Großbetriebe immer größere Flächen. Wie kann aber in den kleinzelligen Strukturen der Ortenau eine bäuerliche, nachhaltige Landwirtschaft erhalten bleiben? Wie ist es auch mit geringem Einkommen möglich, frisches Gemüse aus dem Garten wie zu Großmutters Zeiten zu bekommen, wenn man es nicht selbst anbauen kann?

Im vollbesetzten Vereinsraum der Naturfreunde gaben Marlene Werfl und der Biobauer Heinz Roth Antworten auf diese Fragen. Sie waren auf Einladung von PAuLA e.V. und des BUND-Renchtal nach Oberkirch gekommen, um ihren Verein „SoLaVie“ und das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft vorzustellen.

Solidarische Landwirtschaft heißt: Der landwirtschaftliche Betrieb wird von einer solidarischen Gruppe von Menschen getragen. Der Landwirt produziert seine Lebensmittel nicht mehr für den Markt, sondern für einen festen Kreis von Mitgliedern. Alle teilen sich die damit verbundene Verantwortung, das Risiko, die Kosten und die Ernte. Die Landwirtschaft – nicht das einzelne Lebensmittel – wird finanziert. Aus Sicht Heinz Roths ist das ein Gewinn für alle Beteiligten.

IMG_6678Einen ersten Einblick erhielten die Besucher durch Ausschnitte aus dem Film „Die Strategie der krummen Gurken“ über die Arbeit der Gartencooperative Freiburg. Im Breisgau besteht die Landwirtschaftliche Kooperative seit vier Jahren und beliefert pro Woche 260 Mitglieder mit Gemüse aus eigenem Anbau. »Portionen« nennen die Freiburger eine Lieferung für zwei Personen, für die man um die 20 Euro bezahlen muss.

Hier habe alles vor ungefähr zwei Jahren angefangen, erzählt Heinz Roth, er habe sich in das Freiburger Modell der Solidarischen Landwirtschaft verliebt und dann alles daran gesetzt, so etwas auch in der Ortenau zu entwickeln. Dazu suchte der erfahrene Landwirt Mitstreiter und stellte die zweieinhalb Hektar landwirtschaftliche Anbaufläche seines Biohofes zur Verfügung. Nun steht die Initiative kurz vor dem Start in die erste Saison.

Erzeugt wird frisches, regionales Biogemüse, das nach Meinung Roths kräftiger, intensiver und vollmundiger schmecke. „Wir schonen mit unseren Anbaumethoden das Grundwasser und die Böden“, wirbt Heinz Roth. Damit werde zugleich ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt geleistet, was wiederum der Landwirtschaft zugute kommt. Die Mitglieder erhalten Qualität, sie wissen, wo und wie die Nahrungsmittel angebaut werden.

IMG_6670aMit dem neuen Projekt soll ein Gegengewicht zur „Konkurrenzmarktwirtschaft“ geschaffen werden, erklärt Marlene Werfl. Die Verbraucher sagen, was sie haben wollen – entsprechend wird ein Wirtschaftsplan aufgestellt. Wer teilnehmen möchte, verpflichtet sich für ein Jahr, Gemüse abzunehmen, Woche für Woche. Die Erzeugnisse, fast allen gängigen Gemüse wie Möhren, Tomaten oder Mangold, aber auch exotisch klingende Vertreter wie Haferwurz, sollen wöchentlich an verschiedenen zentralen Orten – auch in Oberkirch – ausgeliefert werden. Die SoLaVie Landwirte wiederum erhalten Planungssicherheit und ein gesichertes Einkommen, auch wenn vorläufig der vorgesehene Lohn noch nicht den Vorstellungen des Vereins entspricht. Je mehr Haushalte sich beteiligen, umso fairer können die beiden angestellten Biolandwirte zukünftig für ihre wertvolle Arbeit bezahlt werden.
Und die Kosten? Mit den Preisen beim Discounter könne und wolle man nicht mithalten, erläutert Werfl. Die Initiatoren möchten aber erreichen, dass nicht nur Gutverdiener das Biogemüse beziehen können. Die Kosten werden überschaubar bleiben, da der ganze Zwischen- und Einzelhandel wegfällt, davon sind beide überzeugt. Und weil nichts aussortiert und weggeschmissen wird. Auch krumme Gurken und verwachsene Karotten kommen in die Kiste.

IMG_6645Die Rückmeldungen der zahlreichen, meist fachkundigen Besucher war durchgängig positiv und haben Mut gemacht, wie Heinz Roth und Marlene Werfl am Ende versicherten. Man werde nun gemeinsam mit dem BUND und PAuLA auch in Oberkirch versuchen, weitere Interessierte zu gewinnen. Dann könnten bereits im Mai die ersten saisonalen Bio-Produkte auf den Tellern der Oberkircher Mitglieder landen.

 

Mehr Informationen unter www.solavie.de